Das „kleine Großkraftwerk“ der Uni Stuttgart

30.10.2024 | AgileUS-AUSflug

Im Oktober besuchten wir im Rahmen des AgileUS-AUSflugs das Heizkraftwerk der Uni Stuttgart im Campus Vaihingen. Dr. Jean-Claude Loux, der seit fünf Jahren Kraftwerksleiter ist, führte uns durch die Anlage und erklärte uns geduldig die wichtigsten Vorgänge.

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Wer über den Campus der Uni in Vaihingen spaziert, hat bestimmt schon die über den Pfaffenwald ragende Schlote der Heizanlage beobachtet. Wir wollten genauer erkunden, was im Inneren der Anlage abläuft. 

Die Versorgung der Uni Stuttgart

Jean-Claude Loux erzählt von der Rolle des HKW für die Uni.

Nach einer lockeren Kennenlernrunde erzählte uns Jean-Claude Loux vorab die wichtigsten Details über das Heizkraftwerk (HKW). Die große Zentralheizung, die mit Gas und Heizöl betrieben wird, versorgt den Campus mit Wärme und durch effiziente Energienutzung auch mit Strom. Das heißt, je mehr Wärme (z. B. im Winter) gebraucht wird, desto mehr Strom steht gleichzeitig zur Verfügung. 

Das HKW unterstützt die Uni auch bei technischen Projekten und Forschungen. Beispielsweise brauchen Luftfahrtinstitute viel Strom, um große Turbinen zu testen. Hierfür kann dann das HKW nach Absprache seine Leistung erhöhen, um für den erhöhten Energieverbrauch bei laufenden Forschungen der Uni oder anderer Institute aufzukommen. Zwei Drittel des produzierten Stroms werden vom Campus genutzt und das restliche Drittel wird gewerblich weitergeleitet, z.B. an das Studierendenwerk oder die Fraunhofer Institute. Die Wärme- und Stromversorgung des Campus wird zu 40 Prozent aus dem Abspann des HKWs abgedeckt, der Rest wird aus dem Netz bezogen. 

Durch seine enorme Ausdehnung gibt es im Inneren des Kraftwerks überall andere Aussichten.

Mit Helmen und Kopfhörern ausgestattet konnten wir das Innere des HKW betreten. Wir kamen in eine angenehme Wärme hinein, die die laut arbeitenden Anlagen ausstrahlten. Den ersten Stopp unserer knapp zweieinhalb Stunden langen Führung machten wir im sogenannten „alten Heizkraftwerk“ bei den Kesseln mit Gasturbinen. Dort konnten wir die beeindruckende Technik der Turbinen entdecken.

Im Inneren des HKW

In der Leitwarte haben die Beschäftigten des HKW den ganzen Campus im Blick.
Ein Blick in eine Turbine.

Im Steuerraum, in welchem die Arbeit des gesamten Kraftwerks überwacht und gesteuert wird, konnten wir Loux und den Arbeitenden Fragen stellen. Wir erfuhren, dass überschüssige Wärme in Form von heißem Wasser gespeichert wird. Die Energie aus den insgesamt acht Wärmespeichern reicht im Sommer für die Versorgung des Campus in der Nacht aus, da kann das Kraftwerk abgeschaltet werden. Ansonsten läuft das HKW fast durchgängig.

Wir durften uns den Aufbau einer extra für uns geöffneten Turbine von Innen anschauen. Je nach Betrieb wird Gas oder Heizöl auf über 400 Grad Celsius erhitzt, was eine Dauer von etwa eineinhalb Stunden in Anspruch nimmt. Das verfeuerte Gas treibt die Turbinen an. Ein ähnlicher Vorgang wie bei Flugzeugturbinen, nur dass die erzeugte Energie hier nicht zum Antrieb sondern zur Stromproduktion genutzt wird. Ein Highlight unseres Ausflugs war es die helle weiß-blaue Flamme im Inneren einer laufenden Turbine sehen zu dürfen. Es ist erstaunlich, dass wir durch diese Flamme warmes Wasser an der Uni Stuttgart genießen dürfen.

Unterirdische Leitungen

Die Leitungen aus dem Kraftwerk führen unterirdisch durch den ganzen Campus. Hier fließt über 100 Grad Celsius heißes Wasser, somit kommt das warme Wasser unter anderem auch in den Duschen des Sportgeländes an. Für Interessierte können Führungen durch die warmen Tunnel angeboten werden, die ansonsten nicht betretbar sind, denn das HKW besitzt ein ausgeprägtes Sicherheitssystem. 

Auf Hitze trifft Kälte

Neben dem Heiznetz wird hier auch ein Fernkältenetz mit Ökostrom betrieben. Es unterstützt mit seinen zwei Zentralen unter anderem die Klimaanlagen der Uni Stuttgart sowie die Forschung beispielsweise im Biologie-Institut. Im Grunde funktioniert die Kühlung wie bei uns zu Hause im Kühlschrank, nur dass der Vorgang hier auf einer erheblich größeren Skala abläuft. 

Der Führung sollte eine Höhenangst nicht im Wege stehen: Auf über 16 Metern Höhe sahen wir durch die Gitter unter unseren Füßen die riesigen Kessel herausragen. Wir bestaunten die großen Turbinen, die aber, wie uns Loux erklärte, im Vergleich zu anderen Kraftwerken recht klein sind. Lächelnd nannte er das HKW ein „kleines Großkraftwerk“. Vom Dach des Gebäudes hat man einen schönen Blick auf den gesamten Campus, den wir an unserem Ausflug aufgrund des Wetters leider nicht genießen konnten.

Wir verließen das Kraftwerk im strömenden Regen, aber dennoch zufrieden, da wir nun wissen, welche Prozesse sich in dem Kraftwerk abspielen. 

Ein Dankeschön an Jean-Claude Loux, der uns durch das HKW geführt und uns begeistert technische Details erklärt hat!

Was haben wir gelernt?

  • Das Heizkraftwerk der Uni nutzt die Energie, die beim Heizen übrigbleibt, auch für die Stromgewinnung.
  • Das HKW ist für Experimente und Forschung notwendig.
  • Eine Überwachung der Systeme sorgt für einen reibungslosen Ablauf.
  • Energie sparen ist nicht leicht.

Text: Karolina Laksa

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