- Einführung
- Change-Kommunikation in deinem Projekt
- Wenn du dein Projekt an die Wand fahren möchtest, lies das bitte nicht. Oder anders gesagt: „Was sind denn jetzt eigentlich meine konkreten Aufgaben bei der Change-Kommunikation?“
- Stakeholder, Anspruchsgruppen oder Betroffene, nenne es wie du willst – um die musst du dich kümmern
- Kommunikationsformen: Arten, Reihenfolge und Passung
- Jetzt kennst du die Aufgaben der Change-Kommunikation, deine Projektziele, Kommunikationsformen und die anderen Projekt-Pappenheimer (umgangssprachlich bisher auch als Stakeholder bezeichnet). Folglich lohnt sich nun ein Blick auf den Kommunikationsplan
- Umgang mit Herausforderungen im Projekt
- Literatur. Oder: Das hat sich doch keiner ausgedacht?
Einführung
1. Was ist Change, Change-Management und Change-Kommunikation?
- Change
- bedeutet Wandel bzw. Veränderung.
- Change-Management
- ist das Planen, Strukturieren und Organisieren aller Aufgaben, Maßnahmen und Tätigkeiten, die einen Wandel bzw. eine Veränderung in einer Organisation oder organisatorischen Einheit bewirken sollen. Das kann zum Beispiel im Rahmen eines Projekts zur Umsetzung oder Einführung neuer Systeme, Prozesse, Verhaltensweisen oder Strategien sein.
- Change-Kommunikation
- Für das Gelingen und die Akzeptanz eines Change-Prozesses ist Kommunikation jeglicher Art ein wesentliches Werkzeug. Zur Change-Kommunikation zählt jedes Gespräch, jede E-Mail, jede PowerPoint-Folie, jede Veröffentlichung, die das Thema des bestimmten Changes betrifft oder auch nur berührt. Je besser sie geplant und abgestimmt ist, desto größer ist ihr Erfolg.
Auch wenn ein Change keine Kommunikationsmaßnahmen enthält, hat er eine Change-Kommunikation: Eine sehr schlechte.
Was ist Change-Management in diesem Kontext nicht?
Das Ausarbeiten und Vereinbaren von Change-Requests im Verlauf des Projekts, die den Inhalt des Projekts oder einzelne Arbeitspakete betreffen.
2. Brauche ich Change-Management und Change-Kommunikation für mein Projekt?
Verändert dein Projekt bestehende Systeme, Prozesse, Verhaltensweisen oder Strategien oder macht „Was ganz Neues“? Dann ja! Dein Projekt braucht Change-Management, um die Veränderungen zu planen, strukturieren und organisieren, um so die Akzeptanz bei allen Beteiligten zu erhöhen und die Veränderungen erfolgreich umzusetzen.
Diese Unterlagen konzentrieren sich auf Change-Kommunikation. Denn: Grundlegende Rahmenbedingungen legen Universitätsleitung und Projekt-Auftraggebende im Rahmen von Vorgaben und Richtlinien fest. Der Handlungsspielraum der Projektleitung für Change-Kommunikation beinhaltet Werkzeuge wie Zuhören, Reden, Lesen und Schreiben. Diese Werkzeuge hältst du bei der Kommunikation mit Betroffenen, Projektbeteiligten, Auftraggebenden und sonstigen Stakeholdern in der Hand.
Die beste Begründung für Kommunikationsmaßnahmen ist die hohe Ablehnung. In der Regel lehnen zusammen genommen bis zu 95 Prozent der Betroffenen Maßnahmen grundsätzlich ab. Nur circa 5 Prozent würden dich unterstützen. Nutze die Methoden, um die Grenze von links nach rechts zu verschieben.
3. Ziele sollte man haben – besonders im Projekt
Ein Projekt ist ein einmaliges Vorhaben (z. B. die Einführung einer Software), das:
„von einer temporären Organisationseinheit (Projektteam) bearbeitet wird, um ein spezifiziertes Werk oder Ergebnis zu erstellen. Das alles passiert zu einem definierten Termin und mit vorgegebenen Kosten.“
(Zitat von: Projektmagazin, Eintrag „Projekt“; siehe auch Definition „PROJEKT“).
Die Ziele eines Projekts sind elementar wichtig, um die korrekte Ausrichtung und Bearbeitung des Projekts sicherzustellen. Hoch im Kurs stehen zur Zeit SMARTe Ziele. Du weißt nicht, was SMARTe Ziele sind? Dann schau dir doch mal diese Seite an: Definition „Ziele“. Sie wird dir auch dabei helfen Ziele für dein Projekt zu definieren und bringt dich auf dem Weg zum erfolgreichen Projektabschluss schon einen Schritt weiter.
Um Missverständnisse zu vermeiden: Jedes Projekt hat mindestens ein Ziel. Um den Projekterfolg sicherzustellen musst du dir auch für deine Change-Kommunikation entsprechende Ziele setzen. Das bedeutet: Kommunikationsziele sind eine Kategorie deiner (übergeordneten) Projektziele. Allgemeine Kommunikationsziele sind z. B.
- Projekterfolge sind/werden kommuniziert
- respektvoller und wertschätzender Umgang mit allen Stakeholdern,
- alle Stakeholder werden permanent mitgenommen und unterwegs auch nicht verloren.
Wie du diese Ziele mithilfe von Kommunikation erreichen kannst, wird im Kommunikationsplan festgelegt, auf den wir unter Punkt 8 näher eingehen.
4. Deine Rolle und Haltung als Change-Manager*in im Projekt
Zwischen den vielfältigen Projektthemen, wie Anforderungen der Stakeholder, Projekt-/Changezielen und Widerständen lohnt es sich, das Projekt auch mal aus einer anderen Perspektive zu betrachten: aus dem Blickwinkel deiner eigenen Interessen!
Was willst du (für dich) mit diesem Projekt erreichen?
Hilfreiche Leitfragen könnten sein:
- Was will ich im Zusammenhang mit diesem Projekt erreichen?
- Was ist mein/sind meine persönlichen Ziele hinter dem sachlichen Ziel?
- Was steht für mich auf dem Spiel?
- Welche Hauptbotschaft will ich transportieren?
- Was soll über mich gesagt werden?
- Wofür will ich stehen (welches Image strebe ich an)?
- Wer sind die relevanten Player?
- Wer kann mir nutzen?
- Wen muss ich gewinnen um mein Ziel zu erreichen?
Wenn du diese Fragen regelmäßig durchdenkst und beantwortest, wird dir das helfen, dich selbst, deine Haltung und deine Motivation zu reflektieren.
Eine große Hilfe kann es auch sein, wenn du dich mit anderne Projektleiter*innen oder Personen mit einer ähnlichen Aufgabe austauschst. Vielleicht ist ja die Kollegiale Fallberatung etwas für dich.
Change-Kommunikation in deinem Projekt
5. Wenn du dein Projekt an die Wand fahren möchtest, lies das bitte nicht. Oder anders gesagt: „Was sind denn jetzt eigentlich meine konkreten Aufgaben bei der Change-Kommunikation?“
Werde dir der Möglichkeiten als Change-Kommunikator*in bewusst.
Nutze folgende Auflistung um dir einen ersten Überblick zu verschaffen und entscheide dann, ob du dir die jeweiligen Ergänzungen auch zu Gemüte führen willst. Einige der Aufgaben verweisen auch auf folgende Gliederungspunkte, da uns an mancher Stelle eine ausführlichere Erklärung sinnvoll scheint.
Folgende Aufgaben warten darauf von dir gestaltet zu werden:
- Erzeuge Veränderungsbereitschaft bei den wichtigsten Zielgruppen.
(Siehe auch Punkt 6. Stakeholder.) - Lege Ziele für die Change-Kommunikation fest und kommuniziere sie.
(Siehe auch Punkt 3. Ziele sollte man haben - besonders im Projekt.) - Mobilisiere Mitarbeitende und lass sie den Veränderungsprozess mitgestalten.
- Lege Rollen für und Anforderungen an die Führungskräfte fest und mach sie dafür fit.
(Siehe auch Punkt 6. Stakeholder.) - Erkenne die vorhandenen Machtstrukturen und Bedürfnisse deiner Stakeholder und handle entsprechend.
(Siehe auch Punkt 6. Stakeholder.) - Erkenne Widerstände und gehe produktiv damit um.
(Siehe auch Punkt 10. Umgang mit Widerständen.)
6. Stakeholder, Anspruchsgruppen oder Betroffene, nenne sie wie du willst – um die musst du dich kümmern
💡 Wenn du schon eine ausführliche Stakeholder-Analyse hast, kannst du diesen Abschnitt überspringen.
„Stakeholder sind alle internen und externen Personen und Gruppen, die von deinem Projekt gegenwärtig oder in Zukunft direkt oder indirekt betroffen sind.“
(Zitat: Projekte leicht gemacht: Was ist ein Stakeholder?)
Das sind alle Personen die ein „stake“, also einen Anteil oder ein Interesse an deinem Projekt haben. Auf dem Weg zum erfolgreichen Projektabschluss ist es unumgänglich, dass du dich mit den Interessen dieser Personengruppen im Kontext deines Projekts auseinandersetzt und soweit wie möglich bei deinen Entscheidungen berücksichtigst.
Klassische Stakeholder eines Projekts sind z. B. Auftraggeber*innen, Projektkund*innen oder Nutzer*innen und Mitarbeitende.
Um einen systematischen Überblick über die Stakeholder und deren Position und Einfluss für dein Projekt zu bekommen bietet es sich an, eine Stakeholderanalyse durchzuführen. Dazu kannst du dir folgende Fragen stellen:
- Wer hat ein Interesse am (guten oder schlechten) Ausgang des Projektes, weil sich die Ziele des Projekts mit den eigenen Zielen decken (oder nicht decken)?
- Wer ist fachlich involviert?
- Für wen ändern sich Arbeitsabläufe durch die Erreichung der Projektziele (direkt oder indirekt)?
- Wer ist für das Finanzielle zuständig?
- Wer arbeitet am Projekt mit?
- Wer will, dass das Projekt unbedingt umgesetzt wird?
- Wenn das Projekt abgeschlossen ist: Wer ist in irgendeiner Form vom Projektergebnis (bspw. von einer eingeführten Software) betroffen?
- Welche Stakeholder sind aus vorherigen Projekten bekannt und sind sie vielleicht auch diesmal wieder wichtig?
- Wer hat Bedenken gegenüber dem Projekt?
(Fragen zitiert nach: Projekte leicht gemacht: Stakeholder sammeln)
Wann immer möglich, sollten konkrete Personen und Ansprechpartner*innen benannt werden, da einzelne Personen in der Regel besser eingeschätzt werden können als eine Gruppe von Personen.
Nachdem du nun einige Informationen über deine Stakeholder zusammengetragen hast, lohnt sich die Kategorisierung und Bewertung der Stakeholder. Dies erlaubt dir anschließend eine möglichst passende Kommunikationsstrategie für die jeweiligen Stakeholder(gruppen) festzulegen und damit deinem erfolgreichen Projektabschluss wieder ein Stück näher zu kommen.
Es gibt zwei übliche Kategorisierungen:
- Einfluss/Macht vs. Interesse am Projekt und daran, dass das Veränderungsziel erreicht wird
- Betroffenheit vs. Beteiligung
Es lohnt sich, beide Kategorisierungen in Form von Portfolios durchzuspielen und die Stakeholder dort einzuordnen. So erhältst du als erste Hilfestellung Hinweise, wie engmaschig du das Kommunikationsnetz je Stakeholder stricken solltest und welche Kommunikationsform sich ggf. anbietet.
Abweichend oder ergänzend kannst du deine Stakeholder in die folgenden drei Gruppen einteilen, um deren Einfluss und Macht besser zu verstehen:
- Tertiäre Stakeholder
-
Sie können durch gezielte Aktivierung und Mobilisierung positive oder negative Effekte auf dein Changeprojekt haben.
- Sekundäre Stakeholder
-
Sie sind nur indirekt vom Changeprojekt betroffen, haben aber einen direkten Einfluss auf die Veränderung.
- Primäre Stakeholder
-
Sie stehen im Zentrum und sind unmittelbar von der Veränderung durch das Projekt betroffen.
Die klassische Stakeholderanalyse beschwingt dich nicht? Vielleicht möchtest du ja alternativ lieber eine Kraftfeldanalyse durchführen?
Dazu identifizierst du treibende und hemmende Faktoren in den Ausprägungen schwach, mittel oder stark und ermittelst so die dynamische Kräfte-Balance in Bezug zum Veränderungsziel.
Daraus kannst du nun die Stakeholder identifizieren und konsequent entscheiden, mit welchen dieser Personen(gruppen) du eine Veränderungskoalition bildest.
Achtung: Die Stakeholderanalyse ist ein internes Dokument des Projekt(kern)teams und nicht zur Verbreitung gedacht! Solltest du diese Informationen dennoch veröffentlichen, mach dich gefasst auf Ärger, Diskussionen und beleidigte Kolleg*innen und Mitarbeitende – denn wer möchte schon gerne in die Schublade „Irritierte*r“ gesteckt werden?!
7. Kommunikationsformen: Arten, Reihenfolge und Passung
Kommunikation hat verschiedene Formen. Allgemein kann man unterscheiden:
- mündlich ↔ schriftlich,
- informell ↔ formell,
- aktiv/gesteuert ↔ passiv/zufällig,
- top-down ↔ auf Augenhöhe ↔ bottom-up
Je nach deiner Stakeholderanalyse kannst du in der unten stehenden Grafik zuordnen, welche Personen du wie stark für dein Vorhaben mobilisieren und aktivieren möchtest. Jeder Grad der Aktivierung setzt den darunter liegenden voraus. Um Stakeholder zu „Verbündeten“ im Change-Projekt zu machen: Führe sie Stufe für Stufe die Treppe hinauf! Für ein gutes „Hinaufführen“ gehört natürlich auch dazu, dass du selber diesen Weg gehst 🙂.
Unterscheide für deine Kommunikationsmaßnahmen zwischen:
Und wie soll ich das anstellen?
Überlege dir:
- WAS
-
Welche Information möchtest du an wen geben?
- Deine Projekt-Auftraggeber*innen wollen sicher mehr wissen, als du der Öffentlichkeit über die Website erzählst.
- Wenn eine Stakeholder-Gruppe nur informiert sein soll, dann brauchst du für sie nicht so viele Maßnahmen.
- Wenn du sie von Betroffenen zu Beteiligten machen möchtest, ist dagegen ganz viel Kommunikation notwendig.
- Entscheider*innen brauchen andere Informationen als diejenigen, die ein neues System bedienen können müssen.
- WANN
-
In welcher Reihenfolge willst du kommunizieren?
- Deine Auftraggeber*innen wollen früher informiert sein als die Öffentlichkeit.
- Dein Projektteam sollte gegenüber anderen Beschäftigten einen Informationsvorsprung haben.
- Wenn du mögliche Störer*innen identifiziert hast, solltest du sie möglichst frühzeitig abholen und fürs Projekt gewinnen.
- WO und WIE
-
Auf welche Weise willst du kommunizieren?
- Nicht jede*r Interessierte braucht ein Einzelgespräch. Aber vielleicht eine gut vernetzte Person, die vielen Interessierten von deinem Vorhaben weitererzählen kann.
Wenn du Was und Wann geklärt hast, kannst du dir fürs Wie die Kommunikationsmedien und Kommunikationsformen ansehen:
Eine große Auswahl verschiedener Kommunikationsformen an der Universität Stuttgart findest du in dieser Tabelle: Überblick Kommunikationsformen (Stand 2023). Schau doch mal rein und lass dich inspirieren.
Ein Beispiel, wie eine Kommunikations-Planung für „Freieis am Donnerstag“ aussehen kann, findest du hier:
Rolle (Beispiele, beliebig ergänzbar) |
Erwartungen dieser Rolle an Projekt bzw. an Change |
Erwartungen dieser Rolle im Blick auf Kommunikation und Beteiligung |
Deine Erwartung an diese Rolle | Maßnahmen, Reihenfolge |
---|---|---|---|---|
Auftraggebende |
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Einzelgespräche, F2F / Video mit Protokoll! Zitat und Foto(s) von Auftraggebenden auf Kampagnenseite Als Lead-Speaker*in bei Info-Termin einplanen. Öffentlichkeitswirksamer Nachbericht:
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Entscheidende |
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Persönliche E-Mails / Vorstellung der Maßnahme im Vorfeld in existierendem Gremium mit allen Entscheidenen. Auf Kampagnenseite verankern: "Die Freieis-Aktion tragen alle Entscheidungstragenden mit." Bericht im Beschäftigtennewsletter im Nachgang mit dankender Erwähnung. |
Betroffene → zu Miteigner*innen wandeln |
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Nicht-Betroffene / weitere Öffentlichkeit (auch beachten, besonders bei Maßnahmen, die toll sind, und Begehrlichkeiten wecken) |
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Projektteam / Mitarbeitende |
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(Digitale) Projekttreffen,
Bericht im Beschäftigtennewsletter im Nachgang mit dankender Erwähnung des tollen Projektteams |
Abteilungsleitungen |
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Sammel-E-Mail mit Erläuterung im Vorfeld und Feedback E-Mail mit DANKE im Nachgang. Bericht im Beschäftigtennewsletter im Nachgang mit dankender Erwähnung der Abteilungsleitungen für die Freistellung. |
Personalrat |
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Einzelgespräch mit PR-Vorsitz: Offenlegen der Maßnahme und Ziele |
Datenschutzstelle |
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E-Mail oder Gesprächstermin:
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Tipp
- Schaffe frühzeitig bei deinen Auftraggeber*innen Verständis für Kommunikation.
- Lege ihnen einen groben Kommunikationsplan vor und lass ihn dir bestätigen, um frühzeitig beginnen zu können.
8. Jetzt kennst du die Aufgaben der Change-Kommunikation, deine Projektziele, Kommunikationsformen und die anderen Projekt-Pappenheimer (umgangssprachlich bisher auch als Stakeholder bezeichnet). Folglich lohnt sich nun ein Blick auf den Kommunikationsplan.
Willkommen auf der Zielgeraden: Jetzt sprechen wir über den Kommunikationsplan. Er basiert auf der Stakeholderanalyse, bezieht Projektziele ein und ist gleichzeitig an die Phasen des Projektplans angebunden und mit diesen abgestimmt. Für deinen Kommunikationsplan steht dir eine große Auswahl verschiedener Kommunikationsformen zur Verfügung, die im vorherigen Absatz verlinkt sind und die du entsprechend deines Zieles und an die jeweilige Situation angepasst verwenden kannst.
An folgendem Beispiel kannst du dich orientieren, um einen ersten Eindruck zu bekommen, wie der Zusammenhang zwischen Stakeholdern und den verschiedenen Projektphasen, mit beispielhaften Kommunikationsformen, aussehen kann.
Stakeholder Projektphase |
Projektteam |
Projektsponsor*in, Führungskräfte |
Direkt betroffene Mitarbeiter*innen |
Indirekt betroffene Mitarbeiter*in, evtl. Kund*innen/Öffentlichkeit |
---|---|---|---|---|
Projektvorbereitungs- und Planungsphase |
Kennenlernen des Projektteams |
Informationsbereitstellung, Infobedarf |
Info, Messung des Projektwiderstands, … |
- |
Projektdurchführungsphase |
Projekt-Meetings, Team-Portal |
Einsatz als Multiplikator |
2. Infoveranstaltung, Diskussionsforum, FAQ |
Information verbreiten durch Projektportal, Projektzeitung |
Projektabschlussphase |
Lessons Learned, Projekt-handbuch, Abschlussfest |
Infoveranstaltungen, Workshops, evtl. Führungstraining |
Workshop, Schulung, Messung des Projektwiderstands,… |
Informationen nach Außen (Newsletter, Pressemitteilung,...) |
Tabelle angelehnt an: Falkenreck, C; Digitalisierungsprojekte erfolgreich planen und steuern, S. 27 (DOI 10.1007/978-3-658-24890-1)
Überlege dir, wie häufig du welche der Maßnahmen wiederholst und welche Maßnahme zu welchem Stakeholder passt. Und: Mach dir lösungsorientierte Reaktionen zu nutze! Es ist nicht verkehrt, von einem Plan abzuweichen, wenn es für die Ziele erforderlich ist.
Wenn du das Rad nicht neu erfinden möchtest, kannst du dich an folgender Vorlage orientieren und deine ersten Kommunikationen planen. Aber sei ruhig mutig: lieber zu viel als zu wenig Kommunikation, denn auch wenn es aus deiner Perspektive so wirkt, als würdest du jeder Personen(gruppe) ausreichend Informationen zukommen lassen, ist das Thema für dein Gegenüber vielleicht ganz neu und er oder sie muss erst einmal ein grundlegendes Verständnis für das Thema oder Projekt entwickeln. Es genügt in jedem Fall nicht, eine Mail an alle Beschäftigten zu senden oder eine Website aufzustellen. Wenn du möchtest, dass die Betroffenen deinen Change unterstützen und Dein Anliegen wirklich verstehen, musst du sie abholen und mitnehmen.
Hier kannst du dir einen beispielhaften Kommunikationsplan anschauen, der verschiedene Stakeholder, Zeiträume und Kommunikationsmaßnahmen berücksichtigt. Du kannst den Plan gerne als Vorlage für deinen eigene Kommunikationsplanung benutzen und nach deinen Bedürfnissen anpassen: Beispiel Kommunikationskonzept
Um deinen Kommunikationsplan weiter zu verfeinern und deine Kommunikationsmaßnahmen noch erfolgreicher zu machen, sollten dich die folgenden Themen auch interessieren:
- Emotionale Phasen der Betroffenen: Mache dir klar, dass es einen Zusammenhang zwischen den verschiedenen Projektphasen und den Reaktionen deiner Stakeholder auf diese Phasen gibt. Diese Reaktionen treten als emotionale Phasen auf. Je besser die Passung zwischen den Projektphasen und den emotionalen Phasen ist, desto gezielter kannst du die Kommunikationsformen für deine Zielgruppe(n) auswählen und deine Kommunikationsziele besser erreichen. Schau dir dazu in Ruhe die emotionalen Phasen an, die im nächsten Absatz dargestellt sind.
- Umgang mit Widerständen
- Schwierigkeiten und Lösungsideen in der Umsetzung
Achtung: Das Kommunikationskonzept ist (wie die Stakeholderanalyse) ein internes Dokument des Projekt(kern)teams und nicht zur Verbreitung gedacht! Solltest du diese Informationen dennoch veröffentlichen, mach dich gefasst auf Ärger, Diskussionen und beleidigte Kolleg*innen und Mitarbeitende - denn wer möchte schon gerne als „Multiplikator“ oder „nur indirekt betroffen“ kategorisiert werden?!
Umgang mit Herausforderungen im Projekt
Die folgenden Abschnitte helfen dir (unter anderem) deinen Kommunikationsplan weiter zu verbessern.
9. Emotionale Phasen: Wie du auf Emotionen reagieren kannst und damit deiner Kommunikation Schwung verleihst
Auch wenn Projekte unterschiedliche Ziele und Sachverhalte behandeln, ist ein Change für die Betroffenen und Beteiligten zuallererst eine unbekannte Neuerung. Veränderungen und Herausforderungen machen Angst. Diese Angst gilt es zu nehmen.
Angst ist eine Emotion und Emotionen verhalten sich bei einem Change genauso wie bei Trauer über einen Verlust. Werden derartige Emotionen nicht gut verarbeitet, bleiben die Betroffenen möglicherweise auf Jahre gelähmt und nicht leistungsfähig. Beim Change bedeutet das, dass eine Organisation bei schlechtem Management gute Mitarbeitende verlieren kann, entweder durch innerliche oder tatsächliche Kündigung.
Schau dir doch mal folgende Abbildung an. Überlege, ob du diese oder ähnliche emotionale Phasen bei einer Veränderung selber schon durchlaufen hast.
Eine alternative Darstellung der aufeinanderfolgenden Phasen zeigt das „House of Change“ unter diesem Abschnitt.
Beispiel für die emotionalen Phasen
Vielleicht hilft dir das folgende Beispiel die emotionalen Phasen besser nachzuvollziehen: Ein Unternehmen wechselt den Kantinenbetreiber.
- 1. Gerüchte:
-
Noch bevor die offizielle Ankündigung zum Wechsel des Kantinenbetreibers erfolgt ist, kocht schon die Gerüchteküche. Anna aus der Fibu hat da was auf dem Flur aufgeschnappt und auch Alex aus dem Einkauf hat was davon gehört. Beide sind der Meinung, dass der alte Kantinenbetreiber super ist. Warum soll der auf einmal gewechselt werden? Es macht sich eine schlechte Vorahnung und Sorge breit. Was, wenn das Essen dann viel teurer wird? Und die Qualität nachlässt?
- 2. Schock:
-
Nun wurde es auf der Betriebsversammlung offiziell verkündet: Der Kantinenanbieter wird tatsächlich gewechselt. Viele Mitarbeitende haben Fragezeichen in den Augen und sind sprachlos. Warum man sich dazu entschlossen hat, ist vielen Mitarbeitenden nicht ganz klar.
- 3. Abwehr:
-
Nach der Betriebsversammlung werden dann die ersten Stimmen laut:
- „Ich finde das ein Unding, der Kantinenbetreiber ist super, alle Kolleg*innen, die in die Kantine gehen, sind sehr zufrieden!“
- „Jetzt wird wahrscheinlich wieder ein Sparkurs eingeschlagen, auf Kosten der Qualität. Und an uns Mitarbeiter*innen denkt dabei auch wieder keiner!“
- „Und gefragt, was wir wollen, werden wir sowie nie!“
Vereinzelt hört man jedoch auch Stimmen, die sich fragen, ob es vielleicht zukünftig auch Verbesserungen gibt, man hätte z. B. gerne ein Salatbuffet oder hausgemachte Nudeln. Bisher ist über den neuen Betreiber wenig bekannt, also ist es ja durchaus möglich, dass sich doch etwas zum Positiven verändert.
- 4. Frustration:
-
Der Unmut nimmt zunächst Überhand und macht sich breit zwischen den Kolleg*innen. Gelegentlich kann man schon mal Sätze hören wie: „Na, wenn ich mittags kein gutes Essen mehr bekomme, kann wohl auch keiner erwarten, dass ich weiter 120% Prozent gebe.“
- 5. Trauer:
-
Nach der Frustration sinkt die Produktivität weiter und erreicht im „Tal der Tränen“ ihren Tiefpunkt. Jetzt wird nochmal deutlich, dass sich die Gewohnheiten ändern werden. Der neue Kantinenbetreiber hat wohl ein paar neue Ideen, wenn er die Kantine übernimmt.
- 6. und 7.: Aufwärts oder Abwärts
-
Wie es an dieser Stelle weitergeht, hängt vom Change-Management ab. Wir haben zwei Szenarien im Folgenden nachgezeichnet:
Option a
- 6. a
-
Vor der Eröffnung wird im Intranet veröffentlicht, wie sich das Angebot der Kantine mit dem neuen Betreiber verändern wird. Es gibt auch einen Link zu einer Website, auf der man sich den neuen Betreiber etwas genauer ansehen kann und Hinweise, in welchen Betriebskantinen ein "Probeessen" möglich ist. Es gibt auch ein kleines Interview, in dem der neue Betreiber über seine Ideen und Vorstellungen für die Kantine spricht und Kontaktdaten angibt, an die man sich mit Fragen jederzeit wenden soll.
Im Laufe der ersten Tage nach Eröffnung der Kantine mit dem neuen Betreiber und neuen Angeboten spürt man langsam, dass sich die Atmosphäre entspannt. Die neuen Angebote reizen sogar Mitarbeiter*innen, die vorher nie in der Kantine gegessen haben und auch die Kantinenliebhaber*innen beginnen den neuen Betreiber zu akzeptieren. Irgendwie ist es doch gar nicht so schlimm gekommen, wie manche befürchtet hatten.
- 7. a
- Mit der Zeit stellt sich eine neue Routine ein: Es besuchen deutlich mehr Mitarbeiter*innen die Kantine als vor dem Wechsel. Dadurch müssen die Mitarbeiter*innen weniger Geld in der Mittagspause ausgeben, da die Kantine von der Firma subventioniert wird. Auch die Pause kann etwas kürzer gehalten werden (zuvor waren weite Wege zu Restaurants etc. nötig), was dazu führt, dass Termine um die Mittagszeit flexibler geplant werden können. Dies alles erhöht die Zufriedenheit der Mitarbeiter*innen und ihre Leistungsbereitschaft steigt, was sich in einer messbaren Produktivitätssteigerung zeigt. Dieser Trend wird durch die freundliche Art des Kantinenbetreibers, der selber immer wieder vor Ort ist und ab und zu mal ein kostenloses Dessert springen lässt, weiter befeuert.
Option b
- 6. b
- Das Mistrauen ist weiterhin groß und die Befürchtung, dass jetzt alles schlechter wird. Schließlich hat sich nach wie vor niemand zum neuen Betreiber geäußert und der Betreiber selber lässt sich auch nie sehen. Einige langjährige Mitarbeiter*innen wollen die neue Kantine schon aus Prinzip nicht ausprobieren, denn "sowas lasse ich nicht mit mir machen". Die Stimmung beginnt zu kippen, was man auch in vielen Meetings merkt, denn das Kantinenthema scheint omnipräsent. Fürsprecher gibt es kaum oder sie trauen sich nicht, ihre Begeisterung zu offen zu zeigen.
- 7. b
- Das Arbeitsklima hat unter dem Kantinenwechsel deutlich gelitten, was auch die Stimmung und Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter*innen stark beeinflusst. Dies ist auch an den Geschäftszahlen zu beobachten: Monats- und Quartalsziele werden vermehrt nicht erreicht. Zusätzlich sind zwischenzeitlich mehrere Kündigungen eingegangen, von Mitarbeiter*innen, die die fehlende Transparanz und Kommunikation (neben weiteren Gründen und allgemeiner Unzufriedenheit) als Kündigungsgründe angegeben haben.
Phasen der Veränderung im „House of Change“
Eine alternative Darstellung zu den Phasen der Veränderungen zeigt das .
Die ursprünglichen „Four Rooms of Change“ entwickelte der schwedische Psychologe Claes Janssen, um die verschiedenen Phasen eines Veränderungsprozesses darzustellen. Anschaulich zeigt es, wie vier Einstellungen aufeinander folgen. Eine gute Begleitung des Changes (Wandels) nimmt die Betroffenen mit und führt sie von Raum zu Raum.
Die vier „Räume“ sind (von links oben gegen den Uhrzeigersinn):
- Zufriedenheit
Der Mensch hat sich in einem Grundzustand gut eingerichtet. - Ablehnung oder Verweigerung:
Die kommende Veränderung wird nicht für wahr gehalten. - Verwirrung:
Die Veränderung kommt unweigerlich, doch sie ist nicht einfach zu verstehen. - Erneuerung:
Der Mensch arrangiert sich mit den Aspekten der Veränderung und hat von ihr gelernt.
Weil immer wieder Veränderungen auftreten und die vierte Phase mit der Gewöhnung in die erste übergeht, handelt es sich um einen Kreislauf.
Vorsicht vor falschen Ausgängen
Der britische Berater Paul Kirkbride erweiterte das Modell zum Change House. Vier Stellen fügte er ein, in die Menschen gelangen, wenn sie nicht richtig mitgenommen werden. Ganz konkret führt ein „Gefangensein“ in diesen Stellen zu einem Ausstieg aus dem System, z. B. in Form von innerer Kündigung.
- Der „Sonnenbalkon“ neben dem Raum der Zufriedenheit lädt zum Verweilen ein.
- Ins Verlies der Verweigerung geht es aus dem Raum der Ablehnung herunter.
- Der Keller der Paralyse liegt direkt unter dem Raum der Verwirrung.
- Ebenfalls vom Raum der Verwirrung führt der falsche Ausgang hinaus.
Umgang mit den Phasen
Das Beispiel zeigt, dass selbst Veränderungen, die mit dem Job vermeintlich nichts zu tun haben, große Wellen schlagen und Mitarbeiter in die Leistungsunfähigkeit katapultieren können.
Ein weiteres kleines Beispiel soll nochmal verdeutlichen, dass selbst scheinbar tolle, positive Veränderungen auf Widerstand stoßen können:
Selbst bei der beliebten Change-Maßnahme: „Jeden Donnerstag Freieis für alle Beschäftigten“, wirst du auf Schock, Abwehr und Frustration stoßen. Es wird Menschen geben, die emotional reagieren, weil sie donnerstags frei haben, eine Eis-Allergie haben, als Veganer Milcheis ablehnen, über die Vermüllung oder die Gesundheitsprobleme entsetzt sind. Insbesondere an der Universität Stuttgart herrscht eine ausgeprägte Diskussionskultur, sodass wenigstens die Tatsache, dass die Kommunikation über die Maßnahme nicht früher stattfand, die emotionale Reaktion auslösen wird.
Als Grobformel kannst du dir merken:
- Du kannst keine der emotionalen Phasen überspringen.
- Je früher du den Prozess in Wiederholungsschleife anstößt, desto früher kannst du die Menschen für dein Vorhaben/ die Veränderung gewinnen.
- Gut informieren,
- gut zuhören und auf Gehörtes eingehen,
- beteiligen und begeistern.
Gleichzeitig ist es nicht zu jeder Zeit möglich, die Menschen mit denselben Methoden abzuholen und zur Teilnahme zu motivieren. Darum solltest du beachten, in welcher Phase sich die Gegenüber deiner Kommunikation befinden. Für jede Emotion gibt es eine passende Change-Intervention, bzw. Reaktion:
Paar | Emotion | Beispiel für Change-Interventionen |
---|---|---|
1 |
Freude |
z. B. Vorstellen der Projekt-Vision, Aufzeigen und erzählen von Change-Storys, Storytelling, Veranstalten eines Kick-offs, Mitarbeitendenversammlung, Führungskräfteforum, Road-Show, Feiern von Meilensteinen, Anreizsysteme, Abschiedsrituale, formeller Abschluss des Bisherigen |
Traurigkeit | ||
2 |
Vertrauen | z. B. Schreiben der Projektauftraggeber*innen erwirken und an die Beteiligten verteilen, Gespräch mit Projektauftraggeber*in organisieren, Briefing der oberen Führungskräfte, Steuergruppenmeetings, Change-Agent-Netzwerk, Sounding-Board, Dialogformate, Einzelgespräche (offene Kommunikation über Transformationsprozess und -ergebnis), Teambuilding-Maßnahmen |
Ekel | ||
3 | Angst | z. B. regelmäßige persönliche Kommunikation, "CEO-Frühstück"/ -Kamingespräche, mediale und webbasierte Kommunikation (Video-Botschaften, Blogs, Twitter), Qualifizierungsmaßnahmen/Trainings, Konflikt-Workshops, Sanktionsmanagement, Job-Rotation, Mentoring-Programm, Onboarding-Prozess, Projekt-Monitoring |
Zorn | ||
4 |
Vorahnung | z. B. Erwartungsmanagement, Informations-Messe, Kulturforum, FAQ-Input im Intranet, Quick-Wins, Innovationskreise, Kreativitätstechniken, metaphorische und symbolische Aktionen |
Überraschung |
Tabelle entnommen aus: Claßen, M., ChangeManagement aktiv gestalten, S. 142 ff
Führungsphasen im Veränderungsprozess
(nach J. P. Kotter)
[Fotos: Grafik nach: Kotter, J.P (2011). Leading Change. Harvard Business School Press, Modifikation, o.A., o.A.]
10. Haters gonna hate. Der Umgang mit Widerständen
Einfacher wäre es ohne, aber: Widerstand ist normal und tritt bei jeder Veränderung auf. Wenn du dir dessen bewusst bist, kannst du gezielter mit diesem Widerstand umgehen und deine Ziele eher erreichen!
In der Abbildung werden einige Gründe für Widerstand aufgezeigt. Aus einzelnen Gründen kann sich eine ganze Mauer ergeben, die es zu durchbrechen gilt.
Widerstand enthält eine Botschaft. Diese Botschaft können die Ängste oder Bedenken der betroffenen Personen sein. Widerstand kann auch signalisieren, dass die betroffenen Personen die Voraussetzungen, den Sinn oder Zweck der Veränderung (noch) nicht verstanden haben. Wie wir im vorherigen Abschnitt sehen konnten, kann Veränderung sehr emotionsgeladen sein. Wenn Widerstände ignoriert werden, kann dies bei den beteiligten Personen zur Blockade des Vorhabens oder sogar zu (innerer) Kündigung führen.
Widerstände zu ignorieren kann also keine gute Lösung sein, außer du möchtest dich direkt von deinen Projekt-/Veränderungszielen verabschieden. Welches ist nun ein guter Weg, um mit Widerständen umzugehen?
- → Gib dem Widerstand Raum und erforsche seine Ursachen.
- → Suche das Gespräch – Widerstand kann auch zur fruchtbaren Unterstützung gedreht werden.
- → Zeige die aktuelle Notwendigkeit des Wandels auf und erzeuge Dringlichkeit.
- → Vermittle Hintergründe und den Sinn der Veränderungen.
- → Kommuniziere die Veränderungsziele transparent.
- → Mache die Situation durchschaubar und sorge dafür, dass die Stakeholder das Problem erkennen und bereit sind es mit dir zu lösen (Bewusstseinsbildung).
- → Zeige auf, worin der Nutzen für die Organisation, aber auch für jede Einzelperson, liegt.
- → Sei dir bewusst, dass du nicht immer jede*n überzeugen kannst und überlege dir, wie du damit umgehst. Reagiere entsprechend der Situation.
- → Beachte die „Emotionskurve“, bewahre gute Laune und kommuniziere, kommuniziere, kommuniziere...
Ein Blick unter die Oberfläche
Ein Eisberg-Modell zeigt anschaulich, dass über die Ebene der Fakten wenig erreicht werden kann. Das meiste spielt sich auf psychologischer Ebene ab. Bei den Gefühlen liegen die Hemmnisse und die Hebel für Veränderung können dort ansetzen.
11. Schwierigkeiten und Lösungsideen in der Umsetzung
In Projekten ist gelegentlich in unerwarteten Situationen Kreativität (und noch mehr Kommunikation 😉) gefragt. Die folgende Liste mit Schwierigkeiten und Lösungsideen ist dabei beliebig erweiterbar.
Die Terminfindung gestaltet sich schwierig, da manche Projektbeteiligte in Teilzeit arbeiten.
- → Es könnte sich lohnen, schon zu Beginn des Projekts eine große Terminumfrage, mit allen möglichen Terminen einer Woche (Montag-Freitag von 8-18 Uhr), zu verschicken, um einen Überblick zu bekommen, wer wann arbeitet, fixe Termine hat etc.
- → Termine, die per Videokonferenz stattfinden können aufgezeichnet werden und den Personen, die nicht teilnehmen konnten anschließend zur Verfügung gestellt werden (am Besten vor dem Aufnehmen mit den Teilnehmer*innen abklären, ob es für alle in Ordnung ist, wenn sie aufgenommen werden. Wenn Personen nicht aufgenommen werden möchten, können sie ihre Kamera ausmachen und Fragen im Chat stellen.)
In deiner Rolle als Projektleiter*in bist du dir unsicher, wie transparent du kommunizieren darfst? Darfst du kommunizieren, wenn ein Fehler passiert ist oder etwas gescheitert ist?
- → Kläre den Transparenzgrad (am Besten im Vorfeld) der Kommunikation mit deinem Lenkungskreis/ den Auftraggebern ab. Mache deutlich, dass diese Entscheidung für den gesamten Changeprozess Bestand haben muss und zeige auf, dass ein höherer Transparenzgrad zu einer besseren Projekt-Miteigner*innenschaft bei den Stakeholdern führt und dem Projekterfolg zuträglich ist.
Die Stakeholder sind noch nicht auf deiner Seite? Mit folgenden Einfluss-Strategien kannst du mehr Miteigentümer*innenschaft erreichen:
- → Netzwerke: Bau Beziehungen in verschiedenen Organisationsbereichen auf und pflege sie, indem du in Kontakt bleibst.
- → Entwickle ein Gespür für Andere: Nimm wahr und erfrage, was die Sorgen, Bedenken und Bedürfnisse deiner Stakeholder sind.
- → Empowerment: Stärke anderen den Rücken, bezieh sie ein, beteilige, unterstütze und fördere sie.
- → Verhandle: Schließ Kompromisse, sei entgegenkommend und merke dir, dass eine Hand die andere wäscht.
- → Gespür für organisationale Kräftefelder: Lerne die einflussreichen Schlüsselpersonen kennen und mache dir klar, wer wen beeinflusst oder abhängig ist.
- → Gemeinsame Vision: Vermittle eine gemeinsame Vision, die auch den übergeordneten Zielen und Prinzipien der übergeordneten Organisation entsprechen.
- → Beindruckende Auftritte: Manchmal braucht man dramatische Inszenierungen, charismatische Auftritte mit starken Worten und Symbolen.
Die Terminplanung benötigt mehr Zeit, als du vielleicht denkst.
- → Puffer einplanen und einen langen, ruhigen Atem zu haben hilft
Protokolle werden nicht immer angefertigt.
- → Kümmere dich vor dem Termin darum, wer das Protokoll schreibt.
Entscheidungen, die im Protokoll festgehalten sind, werden häufig nicht nachgefasst.
- → Kümmere dich selbst!
Welches Tool kann ich zur Anmeldung zu Informationsveranstaltungen nutzen?
- → Anmeldeformular auf Projektwebsite mit OpenCms (Schulung für OpenCms erforderlich).
Wie kann ich die Informationen und Dokumente, die während des Projekts entstehen, verstetigen und permanent verfügbar machen?
- → Dienstwebsites/Dienstbeschreibungen erstellen und FAQs, Handbücher etc. dort festhalten.
Schau dich doch mal im Fort- und Weiterbildungsangebot der Uni um.
Literatur. Oder: Das hat sich doch keiner ausgedacht?
- Frank Bertagnolli, Susanne Bohn, Frank Waible: Change Canvas. Strukturierter visueller Ansatz für Change Management in einem agilen Umfeld, Wiesbaden, Springer Fachmedien, 2018
https://doi.org/10.1007/978-3-658-23030-2 - Ralf T. Kreutzer, Tim Neugebauer, Annette Pattloch: Digital Business Leadership. Digitale Transformation – Geschäftsmodell-Innovation – agile Organisation – Change-Management, Wiesbaden, Springer Fachmedien, 2017
https://doi.org/10.1007/978-3-658-11914-0 - Miriam Landes und Eberhard Steiner: Psychologische Auswirkungen von Change Prozessen. Widerstände, Emotionen, Veränderungsbereitschaft und Implikationen für Führungskräfte, Wiesbaden, Springer Fachmedien, 2014
https://doi.org/10.1007/978-3-658-05642-1
- Jürg Kuster u. a.: Handbuch Projektmanagement. agil - klassisch - hybrid, Berlin, Springer Gabler, 2019
https://doi.org/10.1007/978-3-662-57878-0_4 - Helga Meyer und Heinz-Josef Reher: Projektmanagement. Von der Definition über die Projektplanung zum erfolgreichen Abschluss, Wiesbaden, Springer Fachmedien, 2020
https://doi.org/10.1007/978-3-658-28763-4 - Thomas Lauer: Change-Management. Grundlagen und Erfolgsfaktoren, Berlin/Heidelberg, Springer, 2019
https://doi.org/10.1007/978-3-662-59102-4 - Gerhild Deutinger: Kommunikation im Change. Erfolgreich kommunizieren in Veränderungsprozessen, Berlin/Heidelberg, Springer, 2017
https://doi.org/10.1007/978-3-662-53687-2 - Christine Falkenreck: Digitalisierungsprojekte erfolgreich planen und steuern, Wiesbaden, Springer Fachmedien, 2019
https://doi.org/10.1007/978-3-658-24890-1 - Martin Claßen: Change-Management aktiv gestalten: Personalmanager und Führungskräfte als Architekten des Wandels, Köln, Luchterhand, 2013, ISBN 978-3-472-08534-8
Entstanden 2021—2022 an der Universität Stuttgart in einer Arbeitsgruppe von Isabelle Hooge, Benjamin Iber, Oliver Roll, Heiko Schulz, Ulrich Fries.